Auf diesem Foto hält die aus dem Libanon stammende Familie Belaciano ihre Ankunft am Hafenkai von Rio de Janeiro im Jahr 1957 mit der Kamera fest

Juden in Brasilien: Einwanderung und Vielfalt

Angesichts der Bedeutung der Erweiterung der Museumssammlungen, die die verschiedenen Gesichter der brasilianischen historischen Erfahrung repräsentieren, zielt das Projekt „Juden in Brasilien: Einwanderung und Vielfalt“ darauf ab, einen kritischen Blick auf die Sammlung des Historischen Nationalmuseums (MHN, Museu Histórico Nacional) aus der Sicht der jüdischen Präsenz in Brasilien zu entwickeln und eine Sammlung dreidimensionaler Objekte aufzubauen, die die materielle Kultur der Einwanderungserfahrung und den Aufbauprozess jüdischer Gemeinden in Brasilien wertschätzen. Aufgrund ihrer ethnischen Vielfalt und Herkunft prägen diese Gemeinschaften die brasilianische Gesellschaft kulturell und historisch und stellen ein wichtiges Element des Brasilidade (Brasilianertums) dar, das in der aktuellen MHN-Sammlung kaum vertreten ist.

Das MHN wurde 1922 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der brasilianischen Unabhängigkeit gegründet. Seine ersten Sammlungen zeigten eine Art Geschichtslesung, die militärische, religiöse und nationalstaatliche Errungenschaften und die seiner Regierungsvertreter würdigte. In den 1980er Jahren wurden die Auswahlkriterien für Sammlungen im Zuge der Veränderungen im musealen und historiografischen Bereich neu überdacht. In diesem Sinne wurde 1992 eine Ankaufspolitik formalisiert, die die Erweiterung und Diversifizierung der Sammlung mit Alltagsgegenständen wie Haushaltsgeräten, Spielzeug, Kleidung und anderen ermöglichte.

In jüngster Zeit versucht die Institution, die Prozesse und Praktiken des Sammlungsaufbaus hervorzuheben, verschiedene Sektoren der organisierten Zivilgemeinschaft zu mobilisieren und einige soziale Segmente in der MHN-Sammlung stärker zu vertreten. Unter diesen Aktionen heben wir die Praxis von Gesprächskreisen mit sozialen Bewegungen hervor, um mehr über die Erinnerungen zu erfahren, die sie wertschätzen, und um die Spende von Objekten zu fördern, die ihnen entsprechen.

Soziale Mobilisierungsinitiativen werden als Prozesse der Musealisierung von Objekten charakterisiert, die als die Schaffung des „Museumsobjekts“ definiert werden können, als „physischer und konzeptioneller Extraktionsvorgang einer Sache aus ihrer natürlichen oder kulturellen Umgebung, der ihr ein Museum-Status verleiht, also die Umwandlung in ein Museum“. Im Fall eines Geschichtsmuseums wie des MHN besteht die Musealisierung eines Objekts darin, ihm den Status eines historischen Objekts, einer Informationsquelle und eines Zeugnisses einer bestimmten kulturellen und historischen Situation zu verleihen.